12 Weihnachtsbräuche aus Europa

Weihnachten ist das Fest der Liebe, da sind wir uns einig. Die Familie kommt zusammen, besonders die Mitglieder, die weiter entfernt wohnen. Es gibt Geschenke, gutes Essen, einen festlich geschmückten Baum und vielleicht sogar einen Besuch in der Kirche. Nach der Bescherung sitzen wir gemütlich beisammen bei Kerzenschein und unterhalten uns über Gott und die Welt. Doch ist das überall so? Gibt es Unterschiede unter den europäischen Ländern? Wie feiert zum Beispiel Frankreich das Fest der Liebe oder unsere Nachbarn aus dem Norden, die Schweden? Schauen wir uns um und gehen wir auf eine weihnachtliche Entdeckungsreise quer durch Europa. Man darf gespannt sein…

Station Deutschland

Beginnen wir in der beschaulichen Heimat. Gewöhnlich feiern die Deutschen mit einem festlichen Weihnachtsbaum, Gänsebraten oder Ente mit Rotkohl und Klößen, vielen Geschenken, einer geschmückten Wohnung und dem alljährlichen Gang zur Kirche. Einige Familien veranstalten zu Weihnachten einen musikalischen Abend, mit gemeinsamem Singen und Musizieren zu den klassischen Weihnachtsliedern wie Oh, Tannenbaum oder Oh du fröhliche. Wenn die Kinder mit ihren Geschenken spielen, sitzen die Erwachsenen beisammen und unterhalten sich bis spät in die Nacht. Fest steht: Der Weihnachtsbaum darf in Deutschland nicht fehlen. Er ist quasi der Mittelpunkt dieses eigentlich religiösen Festes, schließlich finden sich darunter die Geschenke. Lediglich die Art und Weise, wie er geschmückt wird, ist von Familie zu Familie unterschiedlich. Die einen lieben Lametta, die anderen bevorzugen bunte Lichter und wieder andere Familien schmücken von allem etwas. Auch der Baum selbst variiert. Es gibt die Wahl aus Nordmanntanne, Blaufichte, Kiefer, Weißtanne, klein, groß, mit vielen Zweigen, mit wenigen Zweigen…In Bundesländern oder Gebieten, in denen vermehrt Katholiken leben, heißt der Baum Christbaum, in allen anderen heißt er Weihnachtsbaum. In den Jahren nach dem ersten Weltkrieg bis zu den 1990ern war es üblich, den Baum mit Äpfeln, Süßigkeiten, echten Kerzen, Schleifen und Holzfiguren zu schmücken. Nach den 90ern ging der Trend in Richtung bunten Plastik- und Glaskugeln und elektrischen Lichtern. Adventskalender versüßen besonders Kindern die Adventszeit und somit das Warten auf das Christkind am Heiligen Abend, den 24. Dezember. Für die Erwachsenen gibt es einen Adventskranz aus geflochtenen Zweigen und Tannengrün mit vier Kerzen. Jeden Sonntag wird eine neue Kerze angezündet, stets an den Adventssonntagen bis zum Heiligen Abend. Im Süden Deutschlands, insbesondere Bayern und Franken, ist das Krippenaufstellen eine alte Tradition. Das Weihnachtsessen besteht in Deutschland am Heiligen Abend in der Regel aus Kartoffelsalat und Würstchen, an den beiden Weihnachtstagen gibt es Gans oder Ente mit Rotkohl und Klößen.
Station Schweiz

Unsere Schweizer Nachbarn verfolgen seit Mitte der 1980er Jahre einen schönen Brauch in der Adventszeit, die Adventsfenster. 24 vorher ausgewählte Nachbarn schmücken ein Fenster ihrer Wahl und verdecken es mit einem Tuch oder ähnlichem. Bei Einbruch der Dunkelheit fällt der Vorhang und das Fenster wird bis ca. 22 Uhr beleuchtet. Sinn dieser Aktion ist es, die Nachbarn in der Vorweihnachtszeit näher zueinander zu bringen und schöne gemeinsame Momente vor den beleuchteten Fenstern zu teilen. Plätzchen backen die Schweizer genauso gern wie die Deutschen, mit dem Unterschied, dass sie in der Schweiz Weihnachtsguetzli heißen. Allerdings gibt es kein bestimmtes Essen wie die Gans bei uns. Traditionell machen die Schweizer an Weihnachten jedoch sehr gerne Raclette, Fondue und Rollschinken. Ansonsten ist auch die Schweiz sehr modern geworden und verspeist an den heiligen Tagen Braten und Kartoffelsalat. Den Brauch des Weihnachtsbaums und des Geschenke verteilens haben auch die Schweizer.

Station Österreich

Die Österreicher sind für ihre Ruhe und Gemütlichkeit bekannt und genauso feiern sie auch das heilige Fest. Genau wie bei uns in Deutschland bekommen die Kinder in Österreich einen Adventskalender, der auf Weihnachten einstimmt. Anders als bei uns am 6. Dezember kommt nicht der Nikolaus, sondern der Krampus. Er ist für die “Bösen” zuständig und geht verkleidet auf der Straße, in den Händen hält er rasselnde Ketten. An Heilig Abend kommt das Christkind, nachdem die Mutter den Christbaum geschmückt und das Glöckchen geläutet hat. In vielen österreichischen Familien werden Weihnachtsgeschichten aus der Bibel vorgelesen und Hausmusik gemacht. Großen Wert legen die Österreicher auf das Weihnachtslied “Stille Nacht”, wurde es doch vom österreichischen Komponisten Franz Xaver Gruber im Jahr 1818 komponiert. Das Weihnachtsessen fällt in unserem Nachbarland regional unterschiedlich aus. So essen die Salzburger Würstchensuppe mit Weißwurst, die Oberösterreicher verspeisen gebackene Krapfen und Schnittlsuppe an Weihnachten und die Wiener lieben ihren Karpfen. Die Tiroler hingegen lieben Blutwurst und Fondue.

Station Griechenland

In Griechenland gibt es an Heilig Abend eine schöne Tradition, die unserem Sternsingen am 6. Januar ähnelt. Die griechischen Kinder gehen am 24. Dezember von Haus zu Haus und singen mit Begleitung von Triangel, Glöckchen und Trommeln Lieder. Diese Lieder sollen den Bewohnern Glück bringen und vor Unheil schützen. Eine Belohnung für die Kinder ist selbstverständlich gesichert. Es gibt Süßigkeiten, einige Stückchen Kuchen oder etwas Kleingeld. Das Weihnachtssingen heißt Kalanda. Allerdings gibt es in Griechenland am 24. Dezember keine Geschenke, diese werden erst am 1. Januar verteilt und zwar vom heiligen Vasilius, der sie vor die Betten legt. Vom 24. Dezember bis zum 6. Januar werden jede Nacht Weihnachtsfeuer angezündet. Sie sollen die Bewohner vor dem bösen Kobold “Kalikanzari” schützen. Der große Weihnachtsfestabschluss findet am 6. Januar statt und heißt Epiphania. An diesem Tag soll Jesus von Johannes den Täufer getauft worden sein, glauben die griechisch-orthodoxen Einwohner. Der Dorfpfarrer geht nach diesem Gottesdienst durch den Ort und weiht jedes Haus mit einem Basilikumzweig und Weihwasser. Am 1. Januar essen die Griechen Vasiliuskuchen.

Station Polen

In Polen wird vor dem Weihnachtsfest brav gefastet. Erst gegen Abend, kurz vor Anbruch der Nacht, wird an Heilig Abend gegessen. In der Regel werden zum Festessen Freunde, Familie und Verwandte eingeladen. Die Polen essen seit Jahrhunderten Karpfen zu Weihnachten. Moderne Familien servieren inzwischen auch andere Fischsorten. Es ist eine weihnachtliche Tradition in Polen, dass stets ein Gedeck mehr auf den Tisch kommt als Gäste da sind. Es kann immer sein, dass ein unangemeldeter Gast erscheint, und der soll ebenfalls mitessen können. Erst nach dem Essen werden die Geschenke verteilt.

Station Frankreich

In Frankreich wird der Weihnachtsbaum bereits Anfang Dezember aufgestellt und nicht erst kurz vor Heilig Abend, den die Franzosen ebenfalls wie bei uns am 24. Dezember feiern. Dafür gibt es keinen Nikolaus, denn die Geschenke werden großzügig an Heilig Abend verteilt. Einen Adventskranz kennen die Franzosen ebenfalls nicht. Der französische Weihnachtsmann heißt Père Noel und kommt durch den Kamin. Die Geschenke legt er vor oder in die fein säuberlich geputzten Schuhe. Ähnlich wie in Polen werden die Geschenke erst nach dem Essen geöffnet. Das typische Weihnachtsessen in Frankreich heißt “Réveillon”. Es könnte auch als Schlemmermenü bezeichnet werden, da es aus vielen Gängen besteht und sehr reichhaltig ist. Aufgrund der Reichhaltigkeit des Menüs dauert das Reveillon bis zu mehreren Stunden, an dem alle Verwandten, Freunde und die gesamte Familie teilnehmen. Es beginnt mit Meeresfrüchten wie Austern, Muscheln und Lachs, es folgen glasierte Esskastanien, ein Kapaun oder eine Pute mit Pflaumen gefüllt, oft wird danach auch die berühmte Ente à l`orange verspeist. Ständig auf dem Tisch als Magenfüller steht eine reichhaltige Käseplatte mit Früchten garniert. Zum Schluss folgt die in Frankreich beliebte Schokobiscuitrolle, die einem Baumstamm ähnelt und Bûche de Noel heißt. Getrunken wird während des gesamten Festmahls Champagner oder Wein. Man möchte meinen, dass Frankreich während der gesamten Weihnachtszeit mehr leuchtet und erstrahlt als Amerika. Die Franzosen lieben Beleuchtung und stellen den ganzen Dezember über große strahlende Disneyfiguren sowie riesige beleuchtete Tiere und große beeindruckende Krippen.

Station Spanien

In Spanien ist Weihnachten ein ruhiges Fest, dem man gelassen entgegensieht. Im Mittelpunkt steht nicht der Weihnachtsbaum, sondern die Krippe. Sie ist selbst gebastelt und die ganze Familie versammelt sich um die Krippe und singt gemeinsam Lieder. Am 24. Dezember gibt es den traditionellen Truthahn zum Essen, danach geht es zum Mitternachtsgottesdienst. Auf dem Dorf versammeln sich nach dem Gottesdienst die Bewohner auf dem Marktplatz oder einem anderen großen Platz und feiern gemeinsam das Weihnachtsfest. Geschenke werden an Heilig Abend verteilt, bevorzugt an die Kinder. In einigen Dörfern gibt es einen alten Brauch. Dort kommt ein Mann verkleidet als Köhler und wird dann von einigen starken Männern durch das Dorf getragen. Auch werden vielerorts Krippen- und Weihnachtsspiele aufgeführt, die an die Bibel anlehnen.

Station Italien

In Italien wird, ähnlich wie in Frankreich, schon weit vor Weihnachten geschmückt und beleuchtet. Auch der Weihnachtsbaum wird aufgestellt und geschmückt. Sehr beliebt und verehrt sind in Italien Krippen, allerdings darf das Jesuskind erst am 24. Dezember hinein gelegt werden. Anders als bei uns bekommen die italienischen Kinder dreimal Geschenke. Einmal zu Nikolaus, dann zu St. Lucia am 13. Dezember und schließlich an Heilig Abend. Dann jedoch gibt es die meisten Geschenken, an den anderen beiden Tagen gibt es mehr Kleinigkeiten. Das Weihnachtsessen besteht in Italien aus einem Fischgericht, oft ist es Aal. An den beiden Feiertagen nach Heilig Abend essen viele Familien Lamm oder Truthahn. Zum Nachtisch gibt es traditionell Panettone mit Mascarpone und dazu wird Sekt (Spumante) getrunken. In Italien wird vor der Bescherung mit der ganzen Familie eine Art Bingo um Geld gespielt. Dafür wird das ganze Jahr gespart.

Station Ungarn

In Ungarn kennt man ebenso den Nikolaus wie auch das Aufstellen des Weihnachtsbaumes. Allerdings bringt nicht der Weihnachtsmann die Geschenke, sondern ein Weihnachtsengel schwebt vom Himmel herab und legt die Geschenke unter den Baum. In Ungarn verkleiden sich die jungen Menschen als die Hirten, Maria, Josef und die Könige aus dem Morgenland und führen Krippenszenen vor, indem sie von Haus zu Haus ziehen. Als Dankeschön bekommen sie Süßigkeiten. Als Festessen gibt es in Ungarn Fischsuppe und zum Nachtisch eine Heferolle, die mit Mohn oder Nüssen gefüllt ist. Jede Familie hat ihre eigenes Rezept dafür.

Station Schweden

Schweden, die Heimat der Rentiere, feiert am 13. Dezember den Lucientag oder auch St. Lucia genannt. Inzwischen feiert man fast in ganz Skandinavien diesen Tag, also auch in Finnland und Norwegen. An diesem Tag laufen viele Mädchen und junge Frauen in weißen Kleidern durch die Straßen, die mit einem Lichterkranz geschmückt sind. All diese Mädchen stellen die St. Lucia dar. Nach St.Lucia folgt am 24. Dezember auch in Schweden das Weihnachtsfest, welches bei unseren nordeuropäischen Nachbarn das wichtigste Fest des Jahres ist. Dort heißt es Julfest. Mit dem ersten Adventssonntag beginnt die weihnachtliche Zeit in Schweden, das ist genauso wie bei uns. Einen Tag vor Heilig Abend beginnen die Schweden, alles für den nächsten Tag vorzubereiten. Sie glauben, dass sie tatkräftige Hilfe von den Wichteln bekommen und bedanken sich bei ihnen an Heilig Abend mit einer Schüssel Milchbrei, die sie vor die Haustür stellen. Bevor an Heilig Abend die Geschenke ausgepackt werden, wird gegessen. Das Weihnachtsessen heißt Julskinka, das ist ein schwedischer Schinken. Nach der Bescherung wird lustig um den Weihnachtsbaum herumgetanzt. Die Schweden stellen neben den Baum einen Julbock, da dieser damals die Geschenke gebracht haben soll. Übrigens bleiben den ganzen Abend Fenster und Türen offen, da Freunde oder Nachbarn nette Kleinigkeiten in die Häuser legen.

Station England

Die Briten feiern Weihnachten mit alten Traditionen, kein Wunder, ist es doch seit jeher ein stolzes und konservatives Land. Die Geschenke werden nicht an Heilig Abend gebracht, sondern am 25. Dezember. Im Grunde gibt es in Großbritannien an zwei darauffolgenden Tagen Geschenke, denn der 26. Dezember wird als Boxing Day gefeiert und dort werden noch einmal Geschenke verteilt. Eine Tradition an Weihnachten ist die der Mistelzweige. Am Weihnachtstag, den 25. Dezember, dürfen alle junge Mädchen und Frauen ohne Erlaubnis geküsst werden, wenn sie unter einem Mistelzweig stehen, der über den Türrahmen hängt. Das besondere am Boxing Day ist die Art des Schenkens. Die Geschenke sind in kleinen bunten Boxen verpackt, die daran erinnern, dass früher Lehrlinge ihr Geld darin erhalten haben. Am Abend des 24. Dezember hängen die Kinder ihre roten Socken am Bett oder dem Kamin auf, damit sie nach dem Aufwachen gefüllt sind. Der Weihnachtsmann heißt in England Father Christmas. Große Geschenke, die nicht in Socken passen, liegen unter dem Christmas Tree. Am 25. Dezember schauen sich fast alle Briten die alljährliche Rede der Queen im Fernsehen an, oft wird dabei ein Eierpunsch oder eine Tasse Tee getrunken. Das Festessen nehmen die Briten am 25. Dezember ein. Es wird Truthahn serviert, dazu gibt es Kartoffeln, Möhren und Rosenkohl. Zum Nachtisch wird Christmas Pudding, auch Plum Pudding genannt, serviert. Minztörtchen sind ebenfalls sehr beliebt. Am 26. Dezember gibt es nachmittags einen Christmas Cake. Eine recht lustige Tradition ist das Knallen der Christmas Crackers. Das sind Knallbonbons, ähnlich unsere zu Sylvester, und sie werden nach dem Essen an beiden Enden auseinander gezogen. Sie enthalten in der Regel Spielzeug, Rätsel oder kleine Hütchen.

Station Niederlande

Die Niederländer stellen wie wir einen Weihnachtsbaum auf und haben auch einen Adventskranz mit einer Kerze für jeden Sonntag. Anders ist jedoch, dass bei ihnen die Weihnachtszeit am 5. Dezember mit dem Sinterklaas beginnt. Ab Mitte November stellen die Kinder ihre Schuhe jeden Abend vor die Tür und finden bis zum 5. Dezember jeden Morgen kleine Geschenke darin. Der Sinterklaas bringt dann die vielen Geschenke, er ähnelt unserem Nikolaus. Allerdings ist es dann mit der großen Bescherung vorbei, da die Niederländer Heilig Abend und Weihnachten nicht mehr mit weiteren Geschenken feiern. An Heilig Abend gehen sie in die Kirche, an den beiden Weihnachtstagen gibt es Festessen mit Truthahn, Raclette oder Rouladen. An den Weihnachtsbäumen hängen essbare süße Weihnachtskränze, die sich jeder nehmen und naschen darf.

Wie auch immer wir feiern, wir wünschen besinnliche Weihnachten!

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